LÜTZEN/MZ. "Ich mache das für meinen kleinen Bruder", sagt die 20-jährige Stephanie Becker und lächelt trotz des Pieksers, mit dem die Kanüle in ihrer linken Armbeuge platziert wird. Die junge Frau ist einer von fast 130 Teilnehmern, die sich am Sonnabend zur Blutspendeaktion im Gemeindezentrum im Lützener Ortsteil Gostau eingefunden haben - darunter Stadträte und auch der Bürgermeister Dirk Könnecke (parteilos).
Es sei ihre erste Blutspende, sagt Stephanie, die sich auch gleich noch als Knochenmarkspender typisieren lässt, und sie sei gekommen, um damit auch den Trägerverein der geplanten freien Gesamtschule "Gustav Adolf" zu unterstützen. Bei dem sei sie Mitglied und habe da auch von der Aktion erfahren. Und für diese Schule sei ihr kleiner Bruder ein Kandidat, weil er im nächsten Jahr in die 5. Klasse komme. "Ich finde eine weiterführende Schule für die Region wichtig", sagt sie.
So sieht es auch Annett Beier aus Lützen, deren zwei Kinder auch für diese Schule infrage kommen würden. "Sie sind im passenden Alter und es wäre besser, wenn sie ortsnah in die Schule gehen könnten", sagt sie und ergänzt: "Damit schlage ich jetzt drei Fliegen mit einer Klappe: Blutspende, Typisierung und Spende für die Schule und alles für den guten Zweck", so die zweifache Mutter. Die eigene Gesundheit hat hingegen Wolfgang Kliem aus Kleingörschen noch im Blick. "Neben der Schule ist mir auch wichtig, dass mein Blut untersucht wird. Wenn ich die Zeit habe und alles in Ordnung ist, kann ich mir auch vorstellen, öfter spenden zu gehen", sagt er.
Ulrich Laimann ist als Mitglied der Kaiserlich-Russischen Legion in historischer Uniform zum "Aderlass" gekommen. "Wie sich das gehört, wurde mit dem Säbel angeritzt, das Blut floss dann in einer Eimer", witzelt er. Der Trägervereinsvorsitzende Mario Mende hat zum ersten Mal gespendet und ist vom Andrang völlig überwältigt. "Um 10 Uhr sollten sich die Türen des Gemeindezentrums öffnen, bereits um 9.30 Uhr standen die Leute Schlange", erzählt er. Und auch Ortsbürgermeisterin Christine Engert, die zusammen mit ihrem Rat die Aktion unterstützt, gibt zu: "Ich hatte erst Zweifel, ob jemand kommt, dass es so viele sind, ist toll." Damit ist auch Peggy Goblirsch vom Trägerverein sicher: "Unser Spendenziel von 1500 Euro werden wir schaffen."
Wolfgang Tiedtke, Mitglied des Fördervereins Blutspende Sachsen, lächelt nur verschmitzt. "Ich habe damit gerechnet, deshalb sind auch gleich zwei Teams der Blutbank der Uni Leipzig mit acht Liegen hier", sagt er. Das heißt, fünf Schwestern, drei Assistenten und zwei Ärzte kümmern sich medizinisch um die Leute. Letztere gehen mit den potentiellen Spendern einen umfangreichen Fragebogen durch. "Wir klären dabei verschiedene Dinge ab und über die, wenn auch geringen, Risiken der Blutspende auf", erklärt Frank Bläser. Er habe aber eine erstaunlich niedrige Quote von Ablehnungen, so der Mediziner, der versichert, dass die Blutspenden in Krankenhäusern der Region verwendet werden. "Klar ist es stressig, aber für den guten Zweck macht man das gerne", sagt Schwester Christine Heinemann von der Uniklinik. Vorher wird geprüft, welcher Arm sich besser für die Spende eignet. "Wir wollen es ja uns und dem Spender so einfach wie möglich machen", meint sie lächelnd, bevor sie sich dem nächsten widmet.
Zahlen: Fast 2.300 Euro für Trägerverein
(VON CORNELIA FUHRMANN)
(Quelle: www.mz-web.de)