VON HEIKE RIEDEL

 

LÜTZEN/MZ. "Hurra, die Schule kommt!" Mit dem Lied, das Katrin Just in Anlehnung an einen bekannten Titel getextet hat, lag der Kinderchor auf dem Sportplatz in Lützen am Freitagabend genau richtig. Zum Kinderfest, das der Trägerverein Freie Gesamtschule Gustav Adolf organisiert hatte, konnte verkündet werden, dass das Kultusministerium des Landes den Start der neuen Schule in Lützen genehmigt hat. Pünktlich zum Kindertag war das Schreiben an den Vereinsvorsitzenden Mario Mende und seine Stellvertreterin Peggy Goblirsch eingegangen.

 

Überraschung nach dem Lauf

 

Doch die beiden zeigten sich diszipliniert und trieben die Spannung an dem Abend auf ihren Höhepunkt. Zunächst sorgte Trio B musikalisch für beste Festtagsstimmung. Dann drehten neun Kinderstaffeln mit Büchern statt Staffelstäben und sieben Erwachsenenmannschaften von Vereinen und Einrichtungen ihre Runden. Erst nach der Siegerehrung gegen 18.30 Uhr traten der Vereinsvorstand und Vereinsmitglieder ans Mikrofon und verkündeten zunächst in Schwedisch, dann Italienisch, Russisch, Französisch, Englisch und ganz zum Schluss in Deutsch die Nachricht, "dass das Ministerium in Magdeburg unseren Antrag für den Start der Gesamtschule heute genehmigt hat".

 

Der Jubel war groß, Eltern, Vereinsmitglieder und Freunde des Vereins lagen sich in den Armen. Selbst in Kinderaugen standen Freudentränen. Da wurden sogar Vergleiche mit dem Fall der Mauer bemüht, um dem Verein die Anerkennung für seine bisherigen Leistungen auszusprechen. "Was die Menschen in der Kürze der Zeit geschafft haben, das hat in Lützen noch niemand zuvor geschafft", so fasste Dietmar Rau sein Lob in Worte. "Jetzt bin ich zuversichtlich für Lützen", sagte er.

 

Erleichterung bei Kristin Ball aus Poserna: "Nils William muss nicht nach Weißenfels in die Beuditzschule, wo er mit den Anfahrt- und Abfahrtwegen sowie den langen Fußwegen einen Schultag länger als einen Arbeitstag hätte." Mit ihm werden etliche Kinder aus der Rippacher Grundschule ab der 5. Klasse in die Gesamtschule nach Lützen wechseln. Laura Pohl, die in Lützen die 4. Klasse der Grundschule besucht, wird nur eine Haustür weiter gehen müssen und viele ihrer Mitschüler dort wieder treffen. Auch Max Dohm. "Wahnsinn, dass die das geschafft haben. Ich freue mich, dass die Kinder im Ort bleiben können und wir nicht schon in der 4. Klasse die Entscheidung treffen müssen, ob Gymnasium oder nicht. Das Schulkonzept ist toll, zu den Leuten, die es umsetzen, haben wir Vertrauen", sagte Mutter Sylva Dohm.

 

Bürger ziehen mit

 

Katrin Just, Berufsschullehrerin und Trainerin beim SV Meuchen, ist zum Beispiel als zukünftige Biologie- und Sportlehrerin auf Honorarbasis dabei. Und sie hat mit der Organisation des Staffellaufes und dem Lied schon gezeigt, wie sie andere mitreißen kann. "Das Feine liegt im Kleinen", diese Erkenntnis habe sie gewonnen, als sie vor fast 20 Jahren ihr Referendariat am Gustav-Adolf-Gymnasium in Lützen absolvierte. "Hier findet man immer jemanden, der mitzieht", das habe schließlich auch der Staffellauf bewiesen. Die Menschen der Region wollten die Schule, sonst wären nicht so viele gekommen. Auf 350 bis 400 Festteilnehmer wurde die Zahl geschätzt.

 

Auch wenn erst einmal ordentlich gefeiert wird, Mario Mende ist klar: "Die Arbeit wird weitergehen. Die Schule muss sich etablieren und profilieren." Erst einmal werden jetzt die Verträge mit Eltern und Lehrern unter Dach und Fach gebracht, damit der Unterricht am 6. September beginnen kann. Die ersten Schulräume sind herzurichten und auszustatten, Schulbücher zu bestellen. "Wir stehen dahinter", versicherte Bürgermeister Dirk Könnecke (parteilos) noch einmal. Er war einer der Läufer in der Rathausmannschaft.

 

Quelle: www.mz-web.de