Das hat sich richtig gelohnt! Am Donnerstag überbrachte ein Kurier der Freien Gesamtschule „Gustav Adolf“ in Lützen einen Scheck über 5 000 Euro. Das ist das Preisgeld für den ersten Platz bei der Rohstoff-Expedition im Wissenschaftsjahr 2012 - Zukunftsprojekt Erde. Den haben die 40 Jugendlichen der in ihrem ersten Jahr bestehenden Schule dafür erhalten, dass sie bis zum 15. November 112 Handys gesammelt hatten.
In der eigenen Familie, bei Verwandten und Nachbarn haben die Jungen und Mädchen nachgefragt, ob sie ausrangierte Handys erhalten könnten. Und sie haben dabei gleich Aufklärungsarbeit geleistet, wie wertvoll der technische Abfall ist. Sie selbst haben sich im Unterricht damit beschäftigt, woraus so ein Handy eigentlich besteht. Dafür haben sie alte Geräte sogar auseinander gebaut und mit Schraubenziehern soweit es ging in ihre Einzelteile zerlegt.
„Kupfer, seltene Erden und Gold sind da drin - in geringen Anteilen, aber man kann die Rohstoffe zurückgewinnen und so die Natur schützen“, erklärt der Lützener Kilian Thiele. „Auf die Platinen und das Display kommt es an“, sagt Leon Focke aus Rahna, während er eines der Geräte zerlegt, um am Objekt zu demonstrieren, was da drin ist. „Die Rohstoffe gibt es wenig und seltene Erden zum Beispiel müssen extra aus China und Südafrika geholt werden“, trägt der Dehlitzer Tim Ezold zur Diskussion bei. Auf sein eigenes Handy verzichten möchte keiner der Jungen, ja sie wollen sogar möglichst immer im Trend bleiben. „Da ist es das wenigste, wir geben bei einer Neuanschaffung unsere alten Handys ab, damit das, was drin ist recycelt werden kann“, sagt Jonas Trachbrodt. Er habe schon sehr viele Handys gehabt, erst gebrauchte vom Opa oder solche, die Werbegeschenke waren. Mit acht schon hatte er sein erstes, um die Eltern erreichen zu können, so der Großlehnaer. „Jetzt darf ich mir alle zwei Jahre ein neues aussuchen, so sieht es der Vertrag vor“, berichtet er von den Gepflogenheiten der Wirtschaft, ihre neuen Produkte an den Mann zu bringen. Mindestens drei Handys haben die Fünfklässler alle schon gehabt. Jetzt sei ihnen bewusst geworden, was da eigentlich dranhänge, spricht Leon Focke für die Gruppe. Deswegen setzt die Schule die Sammlung fort.
Die Gustav-Adolf-Schule ist eine von 1 600 Schulen bundesweit, die an der Aktion teilnehmen, weiß Schulleiter Klaus-Dieter Hinz. Da war es gewiss sogar ein Glück, dass sie noch so klein ist, denn dadurch fiel die Sammelquote so hoch aus, 2,8 Telefone pro Schüler. Auch Lehrer, Eltern und der Förderverein der Schule standen hinter den Jugendlichen und der Rohstoff-Expedition „Entdecke, was in (d)einem Handy steckt!“ „Die Schülerinnen und Schüler waren sehr interessiert, ihre eigenen Konsumgewohnheiten zu analysieren und zu hinterfragen“, anerkennt Vereinsvorsitzender Mario Mende das große Engagement und den Erfolg, der sich nicht nur in der Schulkasse, sondern auch in den Köpfen niedergeschlagen habe.
von Heike Riedel
Quelle: www.mz-web.de